2022 Jun. 6

Anwenderbericht: Überwachung der Vormischungen bei der Herstellung von Regranulaten

Idyllischer geht es kaum: im Südschwarzwald unweit der Schweizer Grenze in der Nähe von Rheinfelden und Bad Säckingen liegt die kleine Gemeinde Hottingen, ein Ortsteil von Rickenbach. In diesem Ort, wo Urlauber sich auf Wanderwege begeben, um den Schwarzwald zu entdecken, ist auch die Firma Vogt Plastic GmbH ansässig.
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Dort hatte man bereits in den 1980er Jahren ein Bewusstsein für den Wert von Kunststoffmüll entwickelt: gestützt auf eine große Sammelbereitschaft der Bevölkerung und unter Mithilfe von Jugendgruppen, dem BUND sowie lokalen Einzelhändlern und der Molkerei Breisgaumilch konzipierte VOGT PLASTIC eine Anlage für die Wiederverwertung von gebrauchten Kunststoffverpackungen, einige Jahre bevor der Grüne Punkt gegründet wurde.

Heutzutage hat VOGT PLASTIC neben 3 Unternehmensstandorten im Südschwarzwald auch einen weiteren Standort in Premnitz im Havelland und insgesamt rund 300 Mitarbeiter. Das Familienunternehmen in zweiter Generation produziert jährlich rund 85.000 Tonnen sortenreine Regranulate, die Kunststoff-Neuware ersetzen und damit in Zeiten des Klimawandels die fossilen Ressourcen schonen helfen.

Ganz im Einklang mit dem hohen Qualitäts-und Anspruchsdenken an die Regranulate haben bei VOGT PLASTIC Qualitätsstandards sowie moderne Prüf- und Prozessverfahren längst Einzug erhalten. Dazu gehört auch eine moderne Prozessanalysentechnik basierend auf online Nahinfrarot-Technologie. BÜCHI NIR-Online Sensoren des Typs X-Three (Abb.1) werden eingesetzt, um relevante Prozessparameter wie den Gehalt an Mischungsbestandteilen zu überwachen.

Abb. 1: X-Three BÜCHI NIR-Online Sensor

Gemessen werden Kunststoffflakes nachdem die Ausgangsmaterialien zunächst intensiv gewaschen, nach Sorten und Eigenschaften getrennt und zerkleinert worden sind. „An dieser Stelle in der Prozessführung ist es relevant, die Mischungsanteile zu kennen, um beim Compoundieren in Extrusionsanlagen gewünschte Zielwerte effizient zu erreichen“, so der Leiter des Kunststofflabors, Tobias Herzog. Er zeigt die Installationspunkte der NIR-Online Flakes-Messungen an einem der Vorlagebehälter (Abb.2).

Abb. 2: Anteil Polypropylen [Gew.%] in der PE/PP-Fraktion

„In der Vergangenheit wurden hier regelmäßig Proben gezogen, die dann im Labor mit etablierten Analyseverfahren (auch mittels NIR-Technik) untersucht worden sind. Das geschieht auch weiterhin und kann je nach Verfahren schon einige Stunden in Anspruch nehmen“, so Herzog weiter.

Inzwischen ist es durch die NIR-Online Messtechnik möglich, automatisiert aus dem laufenden Prozess heraus die Mischungen zu überwachen. Das erlaubt es, bei Störungen schnell reagieren zu können, um Fehlchargen und dessen aufwendige Aufbereitung zu vermeiden.

Die NIR-Online Anwendung liefert kontinuierlich Werte über die gerade vorliegenden Mischungen der Fraktion PE/PP (Abb.3).

Abb. 3: Installation eines BUCHI NIR-Online® Sensors des Typs X-Three am Flakes-Vorlagebehälter

Aus den Flakes-Vorlagebehältern werden anschließend durch Mischen, Compoundieren und Extrusion die gewünschten Mischungsverhältnisse und Eigenschaften in Granulatform erzielt, die dann an kunststoffverarbeitende Partnerfirmen geliefert werden.

Die Regranulate kommen in Anwendungsbereichen zum Einsatz, wo sie neuen Kunststoff im Verhältnis 1:1 ersetzen können. Im Gegensatz zur Neuware werden sie jedoch nicht aus Erdöl hergestellt sondern aus Verpackungsabfällen, was gerade in Zeiten des Klimawandels und der sich verändernden Rohstoff-Verfügbarkeiten ein erheblicher Vorteil ist. Zwar ist die für die Recylatware notwendige Transport- und vor allem Prozessenergie beträchtlich, jedoch weit niedriger als der Energiebedarf bei der Herstellung von Neuware aus Erdöl. Deshalb beträgt der CO2 Fußabdruck lediglich ca. 1/3 der Neuware und trägt gleichzeitig zur Vermeidung von Müllbergen bei.

Aus diesem Grund können die aus den Regranulaten hergestellten Produkte mit dem Umweltzeichen „BlauerEngel“ gekennzeichnet werden.
 

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